Innere Klarheit durch Achtsamkeit: Wie du Entscheidungen triffst, die wirklich zu dir passen

Warum innere Klarheit so wertvoll ist

Wenn wir Entscheidungen treffen sollen, finden wir uns nicht selten in einem Zustand der inneren Zerrissenheit wieder, verfangen uns in Grübelschleifen oder spüren ein generelles Gefühl der Unsicherheit. Entscheidungen zu treffen kostet Energie, vor allem, wenn sie sich nicht stimmig anfühlen. Oft können wir keine guten Entscheidungen treffen, weil wir uns selbst nicht richtig spüren. Hier kommt wieder die Achtsamkeit ins Spiel, gewissermaßen als Schlüssel: denn wie wir bereits wissen, ist ein großer (Neben-)effekt der Achtsamkeit, dass wir uns selbst wieder besser spüren und wer sich besser spürt, entscheidet klarer.


Was bedeutet eigentlich „innere Klarheit“?

Zu allererst einmal, was sie nicht bedeutet, nämlich „alles zu wissen“ oder „niemals zu zweifeln“. Innere Klarheit ist vielmehr eine Verbindung zu unserer inneren Wahrheit und diese innere Wahrheit ist eine Verbindung aus unseren Gedanken, unseren Gefühlen und unserem Körper. Deine eigene innere Wahrheit ist das, was sich für dich echt, stimmig und authentisch anfühlt, jenseits von äußeren Erwartungen, Rollenbildern oder Glaubenssätzen. Wenn du Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen gemeinsam betrachtest, entsteht ein vollständigeres Bild.

Und genau dort, wo sich Verstand, Gefühl und Körperempfindung decken oder in Beziehung treten, liegt oft deine Wahrheit. Es ist das, was du wirklich willst, fühlst, brauchst oder glaubst, auch wenn dein Kopf manchmal etwas anderes erzählt. Wenn du eine Entscheidung treffen musst, hast du ein Gefühl wie „Diese Entscheidung fühlt sich richtig an – auch wenn sie Mut kostet.“


Achtsamkeit als Weg zur Selbstwahrnehmung

Wie genau funktioniert das denn aber nun mit der Selbstwahrnehmung? Am besten fangen wir bei den Gedanken an, denn die kommen noch vor den Gefühlen. Wenn Gedanken hochkommen, beobachte sie nur, aber „glaube“ ihnen nicht sofort. Meistens kommt nach dem Gedanken oder den Gedanken ein Gefühl. Nimm es bewusst wahr, ohne es sofort zu bewerten. Es kann auch sehr hilfreich sein, körperliche Signale als Entscheidungshilfe hinzuzuziehen. Diese können uns helfen, die Intuition von der Angst zu unterscheiden.

Hierzu möchte ich dir eine Mini-Übung vorstellen, die hilft, gute Entscheidungen zu treffen: Wie fühlt sich „Ja“ und „Nein“ im Körper an?

Dazu setz dich am besten bequem hin. Schließe deine Augen. Atme tief ein und aus. Und dann denk einmal an eine Entscheidung, die du getroffen hast und bei der du sofort ein „Nein“ gespürt hast. Wie fühlt sich dieses „Nein“ an? Wo im Körper spürst du dieses „Nein“? Ist es wie ein schwerer Stein im Bauch oder ein Kloß im Hals? Wird dein Brustkorb eng? Beobachte, was der Gedanke an dieses „Nein“ mit dir und deinem Körper macht.

Dann denke an eine Entscheidung, wo du mit vollem Herzen „Ja“ gesagt hast. Wo es sich für dich richtig angefühlt hat, „Ja“ zu sagen. Wo im Körper spürst du dieses „Ja“? Wird dein Brustkorb weit? Hast du ein Kribbeln im Bauch? Kommt Freude auf? Fühle dich in dieses „Ja“ rein.

Im dritten Schritt denke an die Entscheidung, die du treffen möchtest. Wie fühlst du dich und wo in deinem Körper spürst du die Antwort? Du weißt jetzt, wie sich ein „Ja“ und wie sich ein „Nein“ in deinem Körper anfühlt, wo nimmst du das Gefühl zu deiner Frage wahr? Was sagt dir dein Körper zu deiner Frage?


Was uns oft Klarheit raubt

Warum fällt es uns schwer, klar zu sein? Das liegt meistens an äußeren Erwartungen, an Glaubenssätzen oder Überzeugungen wie: „Ich muss doch…“. Wir sind dann im Außen, aber nicht bei uns selbst. Auch kommen noch Perfektionismus dazu und die Angst, etwas „falsch“ zu machen. Manchmal haben wir auch schlichtweg zu viele Optionen oder zu wenig inneren Raum, den wir brauchen, um uns mit uns verbunden zu fühlen. Frage dich einmal: „Welche Entscheidung schiebe ich gerade auf? Und warum?“


Achtsame Entscheidungshilfen aus dem Coaching

Wie können wir denn nun gute Entscheidungen treffen, beziehungsweise es lernen? Eine Möglichkeit ist die „24-Stunden-Regel“: Erst fühlen, dann handeln. Die „24-Stunden-Regel“ ist ein achtsamkeitsbasierter Impuls, der besonders in emotional aufgewühlten Momenten dabei hilft, nicht vorschnell zu reagieren, sondern erst mit sich selbst in Kontakt zu kommen, bevor man Entscheidungen trifft oder handelt. Gib dir also 24 Stunden Zeit, bevor du auf etwas mit einer Handlung reagierst oder bevor du Entscheidungen triffst, besonders dann, wenn du emotional betroffen bist (z. B. wütend, verletzt, traurig, enttäuscht).

Eine andere Möglichkeit ist, sich gute Fragen zu stellen, zum Beispiel:

– Was will ich? Was will ich vermeiden?
– Was würde ich tun, wenn ich mir selbst 100 % vertrauen würde?

Um alles zusammenzubringen, kannst du auch noch die Körper-, Herz-, Kopf-Methode als Entscheidungshilfe hinzuziehen. Oben habe ich ja schon dann darüber gesprochen, dass es für gute Entscheidungen wichtig ist, dass sich Verstand, Gefühl und Körperempfindung decken. Hierzu kannst du einmal einen Check-In mit dir selbst machen und deinen Körper, dein Herz und deinen Kopf befragen. Was sagen sie?


Alltagstipp: Mini-Praxis für mehr innere Klarheit

Zum Schluss möchte ich dir noch ein paar Alltagstipps mitgeben, damit du jetzt schon mehr und mehr in die innere Klarheit kommst und dich nicht überfordert fühlst, wenn eine wichtige Entscheidung ansteht.

Ein Impuls ist der Stille-Moment am Morgen. Dazu nimmst du dir nach dem Aufstehen oder beim Kaffee/Tee ganz kurz einen Moment und fragst dich: „Wie geht es mir gerade wirklich?“. Wenn du etwas mehr Zeit hast, kannst du zwei bis drei Minuten ein paar Zeilen schreiben und dir die Frage beantworten: „Was beschäftigt mich?“ „Was brauche ich gerade?“


Fazit: Kleine Klarheitsrituale – große Wirkung

Wenn du Entscheidungen treffen darfst/sollst/möchtest, bleibe entspannt. Du musst nicht sofort die „richtige“ Entscheidung treffen. Sehr oft kann man auch nochmal „nachjustieren“, wie ich es so schön nenne. Versuche herauszufinden, was sich für dich im Moment am besten anfühlt.

Jetzt höre ich gleich Einwände wie : „Aber was ist denn mit der Zukunft?“ oder „Meine Entscheidung hat aber Auswirkungen auf die Zukunft!“. Das ist richtig. Jede Entscheidung hat immer Auswirkungen auf die Zukunft, aber wir können unsere Entscheidungen nur im Hier und Jetzt treffen, nach besten Wissen und Gewissen. Mit dem Wissen, das wir jetzt gerade haben und den Erfahrungen, die wir bis dahin gemacht haben. Wir können keine Entscheidungen auf Vorrat treffen.

Wenn es dir schwer fällt, dich zu entscheiden, bedenke immer auch: Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung. Und: Wenn wir nicht entscheiden, entscheidet oft jemand anderes oder das Leben für uns. Die Frage ist dann nur: Möchtest du das?

Trainiere es, dich mehr und mehr ernst zu nehmen. Schritt für Schritt. Klarheit entsteht ganz oft durch eine gute Verbindung zu dir selbst.


Zwei Fragen

Abschließend habe ich noch zwei Impulsfragen an dich:

„Was war die letzte Entscheidung, bei der du dein Gefühl überhört hast? Wie würdest du heute anders damit umgehen?“

„Welche Methode hilft dir persönlich, wieder bei dir anzukommen, wenn du innerlich hin- und hergerissen bist?“

Weiter
Weiter

Coaching-Methoden im Alltag: 3 kleine Impulse mit großer Wirkung