Was ist Coaching wirklich? Aufräumen mit Mythen und Vorurteilen.
„Coaching ist nur was für Menschen, die sich selbst optimieren wollen.“
„Ein Coach motiviert dich, erfolgreicher zu sein.“
„Coaching ist wie eine Beratung – der Coach gibt dir Lösungen vor.“
„Coaching ist nur was für Leute mit Problemen.“
„Coaching bringt sofortige Lösungen.“
Coaching wird oft missverstanden, belächelt oder mit Motivation verwechselt. Doch in Wahrheit kann es uns helfen, tiefgehende Veränderungen anzustoßen. In meinem ersten Blogartikel möchte ich mit ein paar gängigen Vorurteilen aufräumen – und dir zeigen, worum es beim Coaching wirklich geht.
Was Coaching nicht ist
Coaching ist kein Selbstoptimierungs-Werkzeug, es geht nicht darum, immer besser, schneller oder leistungsfähiger zu werden, im Gegenteil, es geht eher darum, weniger zu machen und durch die Werkzeuge, die man im Coaching an die Hand bekommt, wieder zu sich selbst zu finden, um so auch herauszufinden, was man im Leben wirklich will.
Des Weiteren ist Coaching auch keine Art „Motivations-Show“ wie so oft angenommen, ein Coach ist kein klassischer Motivationsredner oder ein Sprecher aus einem Ted Talk, der den Klienten zu noch mehr antreibt. In meiner Vorstellung vom Coaching und auch in den Coachings, die ich erlebt habe, geht es eher darum, dass der Klient so sein darf, wie er wirklich ist, wobei der Coach den Raum dafür hält.
Darüber hinaus wird Coaching auch oft mit Beratung verwechselt. Viele Menschen glauben, dass der Coach ihnen fertige Lösungen vorgeben wird und ihnen sagt, was sie als nächstes machen sollen, was genau ihre nächsten Schritte sind. Nicht wenige glauben sogar, dass der Coach ihnen ihre Entscheidungen abnimmt.
Natürlich gibt es auch diese Art von Coaches, die den Klienten sagen, was sie machen sollen und sicherlich gibt es genauso die Art von Klienten, die genau das brauchen. Diese Klienten haben vielleicht verlernt oder es nie gelernt, selber Entscheidungen zu treffen und profitieren dann auf ihre Art und Weise von dieser Art Coaching. Nichtsdestotrotz ist das nicht der Standard eines Coachings.
Ein anderes Vorurteil, das wirklich sehr häufig auftaucht, ist, dass man erst in einer Krise stecken oder Probleme haben müsse, um ein Coaching zu machen. Meistens sind das dann auch die Klienten, die erwarten, dass sie nach einer Sitzung eine komplett neue Lebensstrategie entwickelt haben und die Probleme schon dabei sind, sich aufzulösen.
Was Coaching stattdessen ist
In Wirklichkeit sollte ein Coaching Raum für Selbstreflexion bieten. Dabei unterstützt ein guter Coach den Klienten durch Übungen, Visualisierungen und Meditationen, eigene Antworten zu finden, die aus ihr oder ihm selbst heraus kommen. Hierfür stellt der Coach auch gezielte Fragen, bestimmt aber nicht den Weg des Klienten.
Man kann sich das Coaching eher als eine Art Begleitung vorstellen, nie aber als ein Drängen von Seiten des Coachs. So soll das Coaching dem Klienten helfen, sich selbst zu finden und innere Klarheit zu gewinnen. Anstatt irgendwelchen auferlegten, äußeren Erwartungen hinterher zu laufen, wird der Klient vielmehr angeregt, diese Erwartungen zu hinterfragen: Sind das wirklich meine Erwartungen oder die Anderer?
Coaching hilft auch, Klarheit über das eigene Leben und sich selbst zu gewinnen, persönliche Stärken zu erkennen oder Entscheidungen bewusster zu treffen - damit muss man nicht erst anfangen, wenn man in einer Krise steckt.
Was mir auch besonders wichtig ist, hier zu erwähnen, und was ich meinen Klienten immer sage, ist, dass Coaching ein Prozess ist, der Zeit braucht – es geht darum, eigene Antworten zu finden, nicht darum, schnelle Patentrezepte zu erhalten.
Im Coaching werden Prozesse angestoßen, was zur Folge hat, dass der Klient vielleicht über bestimmte Situationen auf einmal anders denkt als vorher. Natürlich kann es auch passieren, dass Veränderungen ganz schnell passieren, je nach dem, wieweit die zu coachende Person in ihrem persönlichem Entwicklungsprozess ist. Oft dauert Veränderung etwas länger, daher ist es wichtig, geduldig mit sich selbst zu sein. Meist denken, handeln und leben wir schon seit 5, 10, 20 oder 30 Jahren so, wie wir eben denken und handeln, von daher sollten wir nicht erwarten, dass sich über Nacht alles ändert.
Warum diese Missverständnisse existieren
Nun kann man sich natürlich fragen, warum diese Missverständnisse überhaupt existieren? Zum einen spielt dabei natürlich Social Media eine große Rolle. Nicht selten kann man dort schon seit längerem einen Trend beobachten, der in Richtung Selbstoptimierung geht. Andere wiederum sehen dann Motivations-Coaches auf Youtube und denken, das ist, was Coaching ist: Menschen zu motivieren.
Durch das Coaching kommt die Veränderung eher auf subtile Weise, du findest die Motivation in dir selber wieder, für dich und dein Leben einzustehen, aber nicht, weil dir das jemand im Außen sagt und dich womöglich noch pusht, sondern weil du es fühlst.
Ein weiterer Trend, der sich abzeichnet und ein schlechtes Licht auf Coaching wirft, sind unrealistische Versprechen unseriöser Coaches im Stil von:
„In nur 30 Tagen zu deinem Traumleben!“
„Ich habe die eine geheime Methode, die dein Leben sofort verändert.“
„100 % Erfolgsgarantie – wenn du scheiterst, liegt es an dir!“
„Du musst nur meiner Strategie folgen, dann wirst du reich/glücklich/erfolgreich.“
„Wenn du nicht investierst, zeigst du, dass du es nicht wirklich willst.“
Es lohnt sich, genau hinzuschauen, wem du dich anvertraust. Ein seriöses Coaching ist keine Ansammlung leerer Versprechen, sondern eine individuelle Begleitung auf deinem eigenen Weg.
Fazit: Coaching als Prozess der Rückverbindung
Man kann also sagen, dass Coaching einem helfen kann, sich selbst besser kennenzulernen, anstatt „höher, schneller, weiter“ im Leben voran zu kommen, natürlich nur, wenn man sich darauf einlässt. Coaching hilft, Hindernisse zu erkennen, Klarheit zu gewinnen und authentische Entscheidungen zu treffen.
Abschließend möchte ich dir ein paar neue Überzeugungen zum Thema Coaching mitgeben:
Coaching ist ergebnisoffen – es gibt nicht „die eine richtige Lösung“, sondern individuelle Wege.
Gefühle sind willkommen – auch Unsicherheiten, Ängste oder Widerstände haben im Coaching ihren Platz.
Nicht jeder Coach passt zu jedem – eine gute Chemie zwischen Coach und Klient ist entscheidend.
Coaching ist keine Therapie – bei tiefen psychischen Problemen ist eine Therapie die bessere Wahl (über den Unterschied zwischen Coaching und Therapie werde ich noch in einem anderen Artikel berichten).
Was bedeutet das nun für dich, wenn du über Coaching nachdenkst?